"Das Buch untersucht die Perzeption der Menschen aus Afrika anhand der Beziehung zwischen der Sudafrikanischen Union und der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO). Diese im Rahmen des Volkerbundes neu gegrundete Institution hatte die Aufgabe, fur 'soziale Gerechtigkeit' als Voraussetzung fur Frieden in der Welt zu sorgen. Von einer solchen Gerechtigkeit war der Arbeitsmarkt des sudlichen Afrika weit entfernt. Angesichts des knappen Angebots an Arbeitskraften regierten Formen von Zwang und zweifelhaften Vertragen, denen die ILO mit internationalen Konventionen zu begegnen suchte. Wahrend die Kolonialstaaten in ihren Kolonien auf Ausnahmeregelungen zahlen konnten, musste Sudafrika - als faktisch unabhangiger Staat - die Ubereinkommen ganzlich ubernehmen. Es bildete folglich einen Sonderfall, obwohl gerade seine Wirtschaftsstruktur in vielen Bereichen paradigmatisch war Die in den 1920er Jahren einsetzende Beschaftigung der ILO mit 'indigener Arbeit' bedeutete fur Sudafrika deshalb eine potentiell gefahrliche internationale Einmischung in den segregierten Arbeitsmarkt und damit in die Souveranitat des Landes. Tatsachlich wurde aus Kreisen der ILO-Delegierten bald Kritik an der Rassentrennung laut. Viele Europaer betrachteten das Land am Kap aber auch als 'Labor', in dem das Zusammenleben verschiedener 'Rassen' ausprobiert werden konnte. In diesem Spannungsfeld entwickelten sich die formellen und informellen Beziehungen zwischen dem Internationalen Arbeitsamt in Genf und Sudafrika. Bei allen vier ILO-Konventionen zur indigenen Arbeit, die bis 1939 verabschiedet wurden, spielten die Situation und die Erfahrungen der Union eine prominente Rolle. Die Diskussionen fanden in einem internationalen Umfeld statt, das noch kaum von einem Menschenrechtsdiskurs gepragt war und in dem noch weitgehend die Kolonialmachte den Ton angaben Obschon der Widerspruch zwischen proklamierter Gleichheit und faktischer Ungleichheit aller Menschen immer mehr ins Bewusstsein der internationalen Gemeinschaft drang, bedurfte es der Erfahrung der rassistischen Vernichtungspolitik und der Graueltaten des Zweiten Weltkriegs, um das Verbot der Rassendiskriminierung im Volkerrecht zu verankern und den Afrikanerinnen und Afrikanern den Weg zum 'Menschsein' zu ebnen"--(From publisher's web site |